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Odyssee bei Montpellier

18. Juni 2023

Odyssee

Dazu steht im Wörterbuch:

- langer Weg

- mit vielen Hindernissen verbundene,

- eine, einem Abenteuer gleichende Reise


Oh ja, das kann ich so zu 100 Prozent bestätigen.



Das Auto

Der ganze Stolz meines Mannes. Er hat ihn erst neu übernommen und mich überzeugt, doch mit ihm unsere Reise in den Süden anzutreten. Ich habe eingewilligt, da er wirklich weniger Sprit braucht als mein Wagen. Zudem reisen wie jetzt nur noch zu Zweit, also ohne Kinder und benötigen nicht mehr so viel Platz

(denkt mein Mann).

Aber das stimmt so nicht, denn das Hündchen ist auch immer mit an Bord und mit ihm die Hundebox.

Zudem brauchen wir unseren kleinen Party und Snack-Pan mit (für Fischzubereitung auf der Terrasse), meinen Laptop, Sportsachen (inkl. Schuhe) und die Nordic-Walking-Ausrüstung, 3x Sneaker Minimum, 2x Badelatschen (man hat ja als Badeschuh und Du einen Ruf zu wahren) mindestens 4 Jacken und dann meinen großen Koffer. Hier findest sich alles für´s warme und kühlere Wetter. Es könnte auch regnen.... Soll ich weiter aufzählen? Bettwäsche nehm ich auch mit, ...da bin ich eigen und Badetücher und Strandlaken...

Ich denke es genügt, um zu zeigen, dass ich für alle Eventualitäten gut ausgerüstet bin. Mein Mann stöhnt.


Warum ich das aufzähle? Du wirst es sehen.


Das Ziel

Lass uns doch heute nach Aigues Mortes fahren.

Oh ja, wir lieben diese Festungsstadt und dort durch die Gassen zu bummeln ist grandios.

Wir hatten kaum die Brücke am Ende des Ortes La Grande Motte überquert.

(Sie ist auch die Grenze zwischen den Departements Herault und Gard) und sind an den schönen

weißen Pferden vorbeigefahren, haben die Klinik am Meer auf der rechten Seite passiert und sind auf dem Weg zum Nachbarort Le Grau du Roi, dem dann Aigues mortes folgt...da passierte es....tock, tock, tock.


Kein gutes Geräusch! ,

Mein Mann kennt sich aus und hat uns gleich auf den Parkplatz am nahen See chauffiert.


Haube auf und reingeschaut.

Mir war klar, Aigues Mortes wird es heute nicht mehr.

Nun, ich kann jede Gelegenheit nutzen und Fotos machen für meine Dokumentationen.

(So nerve ich meinen Mann nicht mit meiner Panik.)

Mich begeistern die Pflanzen überall.


Er hatte schnell mit seiner Werkstatt telefoniert, die ihm das Auto verkauft haben und ...

ja wir sollten erstmal in die Unterkunft zurückfahren.



ADAC - Tag 1 - Dienstag

Wir quälten uns dann in die Unterkunft zurück und ich war so froh, dass wir gut angekommen sind.


Jahrelang sind wir Mitglied beim ADAC - noch nie haben wir ihn gebraucht, aber jetzt sind sie dran.


Gesagt, getan - angerufen und die Frankreich-Vertretung in Lyon ging ran.

Freundlich und deutschsprechend. Innerhalb einer Stunde war der Abschlepper da.

Kurzer Blick unter die Haube - Protokoll ausgefüllt - FEHLER eingetragen - KfZ aufgeladen.


Mein Mann war ganz erschrocken, hatte er doch damit gerechnet, dass der "Meister" es erstmal

mit einem intensiveren Blick und Werkzeug versucht.

(Ok-es war auch Mittagszeit-die ist den Franzosen heilig).

Noch geschockter war er dann, als er das Kennzeichen des Abschleppers sah:

Marseille - 146 Kilometer.

Der Werkstattmann konnte ihn beruhigen - es ging nur nach Le Grau du Roi - Nachbarort.

Dort kennen wir uns auch aus, wie überhaupt hier in der Gegend, was uns nun Zugute kommt.


Wie haben uns gefreut, dass sie so schnell gekommen sind und es gibt

für uns keinen Grund, den Tag - Urlaub nicht zu genießen. Alles wird gut.

Auto und Abschlepper


ADAC-Tag 2 - Mittwoch


Unser toller Tag, Anruf beim ADAC - noch nix neues. Die Werkstatt hat sich noch nicht gemeldet.

Oder doch - nämlich die Aussage, bitte nicht so drängeln.

Es sind schließlich Osterferien und wir sollen doch froh sein, dass sie uns überhaupt abgeschleppt hätten.


Sie kümmern sich und es gibt das Versprechen, wir melden uns am Nachmittag.

Genau DAS ist es, wir müssen unserer deutschen Mentalität beibringen - hier laufen die Uhren anders.

Ich könnte den ganzen Tag nur lachen, es ist so herrlich.


Wie genießen den Tag (was bleibt uns anderes übrig) und besuchen die Muti Hull Show.

Treffen den berühmen Weltumsegler Jimmy Cornell - Wahnsinn ! - und sind ganz happy.

So viele neue, tolle Eindrücke.


Am Nachmittag - keiner hatte sich gemeldet. Weder Werkstatt noch ADAC.

Sollen wir einen neuen Vorstoß wagen?

Ja, schön, dass Sie anrufen, tönt es. Wir brauchen einen schriftlichen Auftrag, dass sie überhaupt eine Diagnose am Auto ausführen können (gibt´s das? ....noch kann ich lachen).

Dachten wir doch, dass dies natürlich gleich mit unserer Unterschrift auf dem Übergabeprotokoll

verbunden war und erledigt worden sei. Nein - Diagnose kostet 78 € extra - da muss es auch einen extra Auftrag vorliegen. Wie sollen das Formular mal ausdrucken und unterschrieben an sie zurückschicken.

So ein Pech, da haben wir doch tatsächlich den Drucker nicht mit in den Urlaub genommen!

(Platz wäre noch gewesen, und ich dachte ich hätte alles ?! - kommt auf die Kofferliste)

Also abschreiben unterschreiben und per Foto - Mail an den ADAC .

Sie kümmern sich. Alles wird gut.


Und wir - Flasche Wein am Abend und trotzdem beseelt.


ADAC - Tag 3 - Donnerstag


Ach, ich bin relaxt - mein Mann schon eher nicht mehr. Er tigert hin und her und wird immer unruhiger.

Nach dem Frühstück rufen wir mal an - den ADAC.

Nein - die Mail mit dem Diagnoseauftrag haben sie nicht erhalten.

Demzufolge konnte die Werkstatt auch nicht agieren.

Also gab es noch keine Diagnose und keinen Kostenvoranschlag.

... jetzt kommt der Hammer:

VW Frankreich wurde sowieso gehackt und da ist es derzeit unmöglich Ersatzteile zu bestellen.


Wir schicken den Diagnoseauftrag trotzdem und erwarten für den Nachmittag

einen Rückruf von Werkstatt oder ADAC. Nur, falls es was Neues gibt.


Info - Countdown läuft - Samstag früh ist check-out im Appartement.

Ich richte mich seelisch und moralisch darauf ein, dass Samstag noch nicht Schluss ist mit Urlaub.

Sollte ich traurig sein? Kann ich mich mit einer unfreiwillige Verlängerung abfinden? Definitiv.


Mittagessen und dann schauen wir mal.

ADAC kümmert sich - alles wird gut.

Wir glauben fest an Euch.


Am Nachmittag dann Anruf, es gibt nix Neues. Der Diagnoseauftrag ist in der Werkstatt

angekommen, aber wie gesagt, VW ist noch nicht wieder erreichbar.


Meinen Mann packt die Unruhe und die Verzweiflung steht ihm ins Gesicht geschrieben.

Ihm reicht es, wir müssen etwas unternehmen. Mit der Werkstatt hatten wir noch keinen Kontakt bisher.

Also machen uns mit dem Bus auf den Weg nach La Grau du Roi.

Der Nachbarort ist nicht allzu weit entfernt.


Eine gute Gelegenheit, den Bus für meine Leser zu testen. 

Wie kommen Urlauber zurecht, die mit dem Zug, Flieger über Montpellier anreisen?

Brauchen Sie hier an der Küste ein Fahrzeug, um mobil zu sein?


(Im Übrigen bin ich so froh, dass die Verantwortung mal nicht bei mir liegt, sonst wäre ich schon durchgedreht).


roter Bus nach Aigues Mortes im Süden Frankreichs


noch Tag 3 - Donnerstag

Die Werkstatt


Der Bus fährt von Montpellier direkt die Küstenorte entlang bis nach Aigues Mortes.

Er hält an den großen Stränden Grand traverse, wo Du im Sommer gleich am Meer bist.

Kein Parkplatz suchen und keine Parkgebühr. Genial.

Unterwegs, in La Grande Motte steigen wir zu.

Ein sehr angenehmes Fahren. Viele gut ausgeschilderte Haltestellen.

Die Busse sind sehr sauber und das Personal ist sehr höflich und lustig.

Es wartet sogar, bis der letzte Gast seinen Sitzplatz eingenommen hat.

Kosten: 1,30 € pro Person.


Angekommen im Ort, müssen wir noch ins Gewerbegebiet laufen.

Hier kennen wir uns auch nicht so gut  aus - schließlich sind wir bisher ausschließlich als Urlauber hier.

Aber nach 30 Minütigem Fußmarsch kommen wir an.


Die Werkstatt ist gefunden, mein Mann trifft den Meister. Ah La Golf... sagt er ... und lacht.

Er wird ins Büro gelotst und ihm wird nochmals theatralisch und wortreich erklärt, dass keine Diagnose und

Kostenvoranschlag gemacht werden kann, weil ja...     

Mein Mann ist sehr tapfer - was hat er auch erwartet?


Mir tun die Füße weh.

Wir schleichen an den Strand und laufen hier zurück in Richtung Ortschaft.

Die Stimmung ist etwas gekippt.

Hier kommen wir zu neuen Kräften und bummeln durch die Stadt.

Dann verweilen wir an der Drehbrücke und sehen den Fischerbooten beim Einlaufen zu.

Hier ist es immer wieder so schön.


Morgen ist Freitag!


aber: schaut mein Schrittzähler-Ergebnis an.


...und wir haben den ADAC - er kümmert sich.

Alles wird gut (die Hoffnung stirbt zuletzt).



Tag 4 - Freitag

ADAC und wir


Inzwischen kennen wir uns gut.

Bestimmt hatte jeder der Mitarbeiter in Lyon schon das Vergnügen mit uns zu sprechen.

Wir glauben zu sehen, wie sie leicht irritiert die Augen verdrehen, wenn wir anrufen.

Mein Mann hat sogar schon kundgetan, dass er es bedauert, so anstrengend zu sein.

Aber wir wollen doch nur nach Hause!


Wir hatten es auch schon in München zwischendurch versucht. Aber da kam der Hinweis,

dass man uns nicht helfen kann, das ist die Auslandsabteilung. Klare A(b)nsage. Danke.


Immerhin haben wir haben den ACAC und alles wird gut.

Wirklich?


Optimistisch muss man bleiben. Zumal uns auch keine Alternative aufgezeigt wird.


Wir haben jetzt auch ein neues Haustier und damit eine Verpflichtung.

Also nicht schlimm, wenn wir länger hier bleiben müssten.


Da wir überhaupt keine Order (und Ahnung) haben, wie lange das Dilemma sich noch

hinziehen wird, gehen wir an die Rezeption und bitten um Verlängerung.

2 Nächte, die fallen  noch in den Rahmen und dann könnte man weitersehen. 

No Way - nicht möglich, alles ausgebucht.

Es ist schließlich das Wochenende von Multi Hull Show in vollem Gange.

Es werden noch einmal viele Gäste erwartet.


JETZT  werde auch ich leicht panisch.


Das Gepäck - der Hund!!!


Wir setzen uns erneut mit dem ADAC in Verbindung.

Nun bleibt nur die Möglichkeit, einen Leihwagen zu nehmen.

Diesen Service gibt es, wenn nach 3 Tagen keine Reparatur möglich ist.

Und das finde ich großartig.


Mein Mann düst los und holt das Auto ab.

Ich bleib hier und packe und kümmere mich um die Tiere.


Gott sei Dank haben wir den ADAC

Möwe sitzt auf dem Dach der Terrasse
weißer Hund schläft auf kleiner lila Decke
Abendhimmel im Vordergrund Zweige einer Pinie


Samstag


Check out verlief reibungslos.

Wie sind total happy über den Leihwagen. Erst 15.000 Kilometer Laufleistung und Automatik.

WOW. Sehr stylisch und für meinen Mann schon eine kleine Entschädigung für diese Odyssee,

die immer noch nicht zu Ende ist.


Wie fahren nochmals in die Werkstatt und hoffen, jemanden anzutreffen.

Es sind noch Sachen im Wagen, die wir brauchen können.

Es wird ja einige Zeit vergehen, bis wir ihn wieder in Deutschland haben.

Glück gehabt, der Meister ist da und freut sich, uns zu sehen.

Wir sollten das wirklich nicht so tragisch nehmen - er sieht es auch eher gelassen.



Er hat unser Auto, bis zum Abholen durch den ADAC, an einen sicheren Ort gebracht.

Es sitzt nun hinter Schloss und Riegel und wurde zwischen andere Wagen gestellt,

die jetzt nicht so instant aussehen. Ist das die Schrottecke?


Na wir machen uns auf den Heimweg.

 


Autos auf einem Hinterhof


Samstag

Übernachten im schönen Colmar.

Das lieben wir und machen uns einen schönen Abend.

Der Himmel ist mit uns grandios.


Fachwerkhaus in Colmar ockerfarben
Himmel bei Colmar orange rot
Himmel mit rosa blauen Wolken


Sonntag

Unspektakulär das Wetter, mit dem wir in Deutschland empfangen werden.

Immer wieder spektakulär die Fahrt über den Rhein.



Brücke und Wasser


Montag

Wir geben das Auto beim hiesigen ADAC wieder ab.


Mittwoch

erhalten wir einen Anruf aus München, wann wir denn das Auto wieder abgeben möcten.

?????

Anruf bei der hiesigen Geschäftsstelle, der Wagen ist nicht im System.

Haben sie ihn denn schon zurückgegeben.


JETZT

ist es doch wirklich langsam genug!

Wir fahren völlig aufgelöst zum ADAC Chemnitz und stellen uns persönlich noch einmal vor.

Nach langem hin und her kam heraus, dass der Mitarbeiter das Nummernschild falsch eingegeben hat.

Also nur ein kleiner Zahlendreher.


Man kann schon was erleben.


Heute, 3 Wochen später, haben wir noch keinerlei Information, wann wir denn den Wagen

wiederbekommen. Aber wir machen uns keine Sorgen.

Wie haben den ADAC und alles wird gut.



Nachtrag

Wir bekamen dann, in Woche 4, einen Anruf der Werkstatt:

Der Wagen ist fertig!

WOW, bis dahin wussten wir nicht einmal, dass er in Deutschland angekommen ist.


Wir sind glücklich. Fast, denn jetzt ist die Zulassung erst einmal unauffindbar...


Trotzdem, danke ADAC - wie sind froh, dass wir Dich haben.

(keine bezahlte Werbung!)


Tschüss - Eure hoffnungsvolle Viola


langer Weg gesäumt von blühenden Büschen

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